Bäume durch lange Dürreperiode geschwächt:

Leichtes Spiel für den Borkenkäfer

Stürme, Borkenkäfer und eine lange Dürreperiode

Stürme, Borkenkäfer und Corona – und dann auch noch eine lange Dürreperiode. Waldbesitzer und Forstamt schlagen Alarm. Die Bäume leiden schon jetzt unter der Trockenheit, weil es im vergangenen Winter und im Frühjahr kaum Niederschlag gab.

Auch sind die Wasserspeicher im Boden wegen der zurückliegenden beiden Hitzesommer nahezu leer. Sie sind eine Einladung an den Borkenkäfer: die vielen niedergestreckten Baumstämme, die durch das Sturmtief Sabine immer noch in den Wäldern im Landkreis liegen und wegen der Corona-Krise bislang nicht abtransportiert wurden. Hier nistet sich das Ungeziefer besonders gerne ein. Vor allem der Borkenkäfer.

„Er gilt als einer der gefährlichsten Schädlinge innerhalb der Forstwirtschaft, kann auch gesunde Bäume befallen und ganze Bestände vernichten“, so Stefan Warsönke, der im Erdinger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) zuständig ist. Bei den in den Sommermonaten zu erwartenden heißen Temperaturen breiten sich die Borkenkäfer in Rekordzeit aus. Ziel der Waldbauern sollte es deshalb sein, die Plage zu minimieren und dafür das Schadholz schnellstmöglich zu entsorgen.

Erding ist mit 12 000 Hektar Wald der waldärmste Landkreis in ganz Bayern. „In der Region um den Flughafen gibt es beispielsweise überhaupt keinen Wald, das ist geologisch bedingt, liegt an den Moorböden. Im östlichen Landkreis hingegen, etwa im Holzland, liegt der Waldanteil bei 50 Prozent“, erläutert Warsönke. Davon seien lediglich 1600 Hektar Staatswald, die überwiegenden Waldbestände lägen in privater Hand, so der Forstexperte.

90 Prozent des Waldes sind Fichtenforste. Diese wurden nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg aufgeforstet. Die Fichte ist ein schnell wachsender und pflegeleichter Baum, dachten damals die Waldbauern und Forstwirte allerorts. Damals wusste man allerdings noch nichts von globaler Erderwärmung.

Denn die Fichte ist heuer unter Dauerstress: „Die Fichte ist ein Flachwurzler, sie findet keinen Halt mehr. Außerdem mag sie die Hitze nicht, auch hat sich die Vegetationsperiode verlängert“, bilanziert Rainer Mehringer, Vorsitzender und Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Erding. Durch die derzeitigen Klimabedingungen ist der Nadelbaum stark geschwächt – ein leichtes Spiel für den Borkenkäfer, der Hitze wiederum mag. Das Holz habe mindere Qualität, die Einbußen seien groß.

Waldbesitzer Mehringer und Forstmann Warsönke setzten deshalb auf eine Aufforstung des Waldes mit Tannen oder Laubbäumen. „Die Tanne hat tiefe Wurzeln und hält Wärme aus“, sagen die Experten. Diese Bäume seien dem Klima im Landkreis gewachsen, das Holz sei gut. „In Kombination mit Mischwald, beispielsweise Walnussbäumen, kann der Wald fit für den Klimawandel gemacht werden.“

Auch der Flugverkehr belaste den Wald im Landkreis, meint Mehringer. Denn nicht nur CO2 werde dabei ausgestoßen, sondern ebenso Stickstoffoxide. Dadurch würden die Fichten zwar schneller wachsen, seien aber keineswegs gesund: „Das ist so, als würde man seinen Kindern immer nur Schokolade zum Essen geben. Der Nachwuchs wird zwar groß und dick – aber auf Dauer krank.“

Während der Corona-Krise lag der Flugverkehr lahm, der Autoverkehr nahm deutlich ab. Somit wurde auch wesentlich weniger CO2 emittiert. Ob das schon Auswirkungen habe? „Der Zeitraum war viel zu kurz – das hat keine positiven Auswirkungen“, meint Warsönke.

Quelle:

https://www.merkur.de/lokales/erding/erding-ort28651/erding-baeume-geschwaecht-leichtes-spiel-fuer-borkenkaefer-13790642.html